Das Richtige im Falschen Leben finden

Eine Freundin fragte mich letztens, ob es möglich sei, das Richtige im falschen Leben zu finden. In dem Moment ihrer Frage war ich leicht überfordert und konnte ihr keine hilfreiche Antwort geben. Mir fällt hier vor allem die Frage nach dem Richtigen auf. Was ist denn eigentlich das Richtige? Gibt es das überhaupt? Im Impro-Theater sagt man, dass es kein Richtig oder Falsch gibt, sondern Möglichkeiten. Es sind Möglichkeiten, die Szene in die eine oder andere Richtung zu lenken, doch in diesem Moment des Handelns weiß niemand, welche witziger, trauriger oder spannender wäre. Das ist aber auch nicht wichtig. Wichtig daran ist, dass man es tut. Denn wenn man stillschweigend auf der Bühne steht, weil man das Für und Wider der möglichen Szenenausgänge abwägt, würde das dem Publikum auffallen und so die Spannung gänzlich zerstören.

Also was ist es, dass uns das Gefühl gibt, es müsste immer ein Richtig oder Falsch da sein? Mein Gefühl sagt mir, dass es einzig und allein wir selbst sind, die durch diese Kategorisierung versuchen, das Leben irgendwie greifbarer zu machen. Greifbarer, damit wir uns nicht hingeben müssen, um wirklich einfach mal ins Vertrauen zu gehen, dass alles schon irgendwie einen Sinn hat. Denn der Sinn einer traurigen oder unangenehmen Situation ist schließlich nicht sofort zu erkennen. 

Durch meine Beschäftigung mit Human Design in letzter Zeit und meinem Energie-Typs des Projektors finde ich die Vorstellung sehr schön, dass ich auf die Einladung warten soll. Auf mein Leben angewendet, sehe ich es so, dass es mir ständig neue Einladungen zusendet und ich entscheide, welche ich letztendlich annehme. Einladungen müssen nicht immer große Gesten sein, sondern können auch sehr unbedeutend oder unauffällig sein, dennoch sind sie da. Sie begleiten mich schon mein ganzes Leben und auch ich denke an bestimmte Punkte in meinem Leben zurück, an denen ich sicher auch andere Einladungen hätte annehmen können. Dennoch war es damals wohl nicht der richtige Zeitpunkt, womit ich wieder bei richtig oder falsch wäre. Vielleicht ist es an der Zeit, diese beiden Kategorien aus meinem Wortschatz zu verbannen und mir stattdessen anzugewöhnen, dass alles da sein darf. Alles umfasst auch die unangenehmen Situationen, die mich über mich hinauswachsen lassen, genauso wie die schönen Momente, in denen ich das Gefühl habe, vor Glück zu zerspringen. Wenn ich diese Vorstellung auf mein Leben anwende, fällt für mich diese Einteilung in richtig/falsch oder gut/schlecht automatisch weg. 

Vielleicht ist es an der Zeit mich dem Leben und all seinen Facetten hinzugeben, ohne sofort eine Beurteilung zu machen. Wie ist es, wenn ich einfach nur bin? Was ist also nun mein Rat für meine Freundin? Ich würde sagen, das Leben verdient es, gelebt zu werden. Nicht jeder Tag ist rosarot, doch ich vertraue darauf, dass mir jede Situation, jede Begegnung, jedes noch so kleine Detail etwas sagen möchte und mich auf meinem Weg zu mir selbst begleitet. Daher würde ich sie in den Arm nehmen und ihr zuflüstern, dass alles seinen Grund hat und wir irgendwann mit einem Hugo in der Hand im Sonnenschein sitzen, auf diesen Moment zurückblicken und ganz laut lachen werden. Denn das Leben hat uns gezeigt, wie einzigartig es sein kann. Auf seine ganz eigene Art und Weise. 

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